
Nun, da wir uns fast am Ende von Jom Kippur befinden, wird bald die Sonne untergehen. Der Himmel wird sich schließen – doch unsere Herzen werden sich öffnen mit dem letzten Klang des Schofars.
Den ganzen Tag haben wir gebetet, gefastet, gerufen, unsere Schuld bekannt. Wir standen vor Gott als Avinu Malkeinu – unser Vater, unser König. Bald schließen sich die Tore – Ne’ilah. Aber auch wenn die Himmelstore sich schließen, die Tore des Herzens bleiben offen.
Im Midrasch Schir HaSchirim Rabba lesen wir:
פתחו לי פתח כחודה של מחט ואני אפתח לכם פתח כפתחו של אולם –
„Öffnet mir eine Öffnung so klein wie das Nadelöhr, und ich öffne euch ein Tor so groß wie eine Halle.“
Das ist die Botschaft von Ne’ilah. Schon der kleinste Schritt, die kleinste Öffnung des Herzens, kann Gottes Barmherzigkeit herabrufen wie ein weit geöffnetes Tor.
Dieses letzte Gebet geht nicht um Perfektion. Es geht um Gegenwart.
Darum, unser Herz ein wenig zu öffnen – und Gott zu vertrauen, dass Er die Tore der Vergebung und des Mitgefühls weit öffnet. Darum lasst uns unsere letzte Kraft sammeln. Lasst uns noch einmal unsere Stimmen erheben. Lasst uns unser Herz geben – ganz, einfach, ehrlich.
Und wenn der Schofar erklingt, mögen wir nicht das Schließen des Himmels spüren, sondern das Öffnen eines neuen Jahres – voller Leben, Frieden und Segen.
Gmar Chatimah Tovah!